SV Rapid e. V. (Unilever)
Mit diesem Artikel möchten wir unserem mehrjährigen Kooperationspartner SV Rapid e.V. eine letzte Würdigung zukommen lassen und deutlich machen, dass es einzelne Personen und Teams innerhalb einer Organisation sind, die Wirksamkeit entfalten.
Zum Ende des Jahres 2022 begann sich die Betriebssportgemeinschaft unseres mehrjährigen Kooperationspartners SV Rapid aufzulösen – satzungsgemäß wurde dies Ende 2023 vollzogen. Die Auflösung hatte sich über die Jahre angekündigt.
Die Hamburger kannten das Firmengebäude am Dammtorwall seit 1964 als sogenanntes „Unilever-Haus“ (plus kurzer Film). Dort gab es ein Fitness-Studio, eine Kegelbahn und Räume für andere Sportarten. Externe Sportstätten waren für die Mitarbeiter gut erreichbar. Viele Jahre hat der Betriebssportverband den großen Saal des Unilever-Hauses für seinen Verbandstag genutzt.
Im Jahr 2009 folgte dann der Umzug in die Hafen-City. Die Zahl der Mitarbeiter hatte sich verringert und die Zahl der BSG-Mitglieder verringerte sich auf 1.550 Personen (in 2001 waren es noch 1.755). Es gab im Hafen-City-Gebäude zwar auch einen Fitnessbereich, doch die Entfernung zu den externen Übungsstätten war nun größer. In den Folgejahren nahm die Zahl der passiven Mitglieder zu, ebenso auch die Zahl der externen Mitglieder. Einige Sportabteilungen lösten sich auf oder verbanden sich mit anderen Betriebssportvereinen (z. B. Tennis, Segeln, Schach, Leichtathletik, Fußball). Der Vorstand von Unilever diskutierte über den Sport-Etat und begann die Zuschüsse zu kürzen.
Im Jahr 2019 war die Mitgliederzahl der BSG auf 940 gesunken. Im Jahr darauf wurde die Welt von der Corona-Pandemie überrascht. Das Fitness-Studio wurde geschlossen. Der Anteil der Heim-Arbeit (Home-Office) schoss nach oben. Der Unilever-Vorstand kündigte den Mietvertrag und entschied sich für den Wechsel auf eine kleinere Bürofläche in der Hamburger Innenstadt bei der Nikolaikirche. Dort gibt es keine festen Arbeitsplätze mehr. Jede/r sucht sich den Platz, der frei ist, wenn sie/er ihren/seinen Bürotag hat.
Im Jahr 2021 hatte die BSG noch 600 Mitglieder. Der Vorstand des SV Rapid diskutierte darüber, wie es unter den neuen Bedingungen mit dem Verein weitergehen kann. Angesichts des fortgeschrittenen Alters des Vorstandes sowie der langjährigen Tätigkeit der einzelnen Vorstandsmitglieder stand ein Wechsel an. Es meldete sich aber kein Mitglied, um diese ehrenamtliche Tätigkeit zu übernehmen. Damit wurde auf der Mitgliederversammlung 2022 die Auflösung des Vereines beschlossen. Rapid hatte zu diesem Zeitpunkt noch 500 Mitglieder.
Damit möglichst viele Mitglieder auch nach der Vereinsauflösung noch ihren Sport ausüben können, organisierte der Vereinsvorstand weitere Kooperationen mit anderen BSGen. Nebenbei hatte der Verein sachliche Vermögenswerte wie z. B. Segelboote; für diese hatte der SV Rapid Anlegestellen auf der Alster gemietet. Die Vermögenswerte wurden umorganisiert und ein sechsstelliger Betrag in der Vereinskasse wurde gemäß den geltenden Vorschriften an gemeinnützige Institutionen gespendet.
Insgesamt lässt sich feststellen, dass es nicht den einen Grund für die Auflösung unseres Kooperationspartners gab – es war eine schleichende Entwicklung, die angesichts der Folgen durch die Corona-Pandemie eine Beschleunigung erfuhr und dadurch besiegelt wurde, dass sich niemand fand, der den Verein ehrenamtlich weiterführen wollte.
Der SV Rapid war nicht nur eine unter den vielen BSGen des BSV Hamburg. Rapid war 1949 Gründungsmitglied des Verbandes der Firmensportvereine (später Betriebssportverband Hamburg). Fünf Jahre danach lud der Hamburger Verband im Januar 1954 zu einer Gründungsversammlung der Interessengemeinschaft der Betriebssportgemeinschaften und Betriebssportverbände der Bundesrepublik einschließlich West-Berlins (IG) – ab 1960 Bund Deutscher Betriebssportverbände und ab 1998 Deutscher Betriebssportverband. Im Jahr darauf, im November 1955, fand die erste Jahresversammlung der IG in Hamburg statt.
Eine treibende Kraft des SV Rapid war der Vorsitzende Heinrich Wittig, der auch Vorsitzender des Hamburger Verbandes sowie bis 1968 auch Vorsitzender des Bund Deutscher Betriebssportverbände (BDBV) und schließlich von 1962-1966 sogar der erste Präsident des Europäischen Betriebssportverbandes war. Noch vor der ersten Jahresversammlung der IG hatte Wittig sich erfolgreich beim Deutschen Sportbund (DSB – später Deutscher Olympischer Sportbund) für die Aufnahme der IG in den DSB eingesetzt.
Zum Team um Wittig gehörte der Rapid-Fußballer Walter Westphal. Dieser wurde 1965 zum Geschäftsführer des BDBV berufen - außerdem war er von 1966-1976 Generalsekretär des Europäischen Betriebssportverbandes. Ein SPIEGEL-Artikel aus dem Jahr 1977 spricht interessante Gesichtspunkte an, die bis heute ein Spannungsfeld beim BSV Hamburg erzeugen.
1969 kandidierte Heinrich Wittig aus gesundheitlichen Gründen nicht erneut für das Präsidentenamt des BDBV und wurde in Anerkennung seiner Verdienste um den Betriebssport zum ersten Ehrenpräsidenten ernannt. Walter Westphal wurde stellvertretender Vorsitzender des BDBV; sieben Jahre später, 1976, wird er zum Präsidenten des BDBV gewählt. Walther Westphal blieb bis 1992 Präsident des BDBV und wurde dann ebenfalls Ehrenpräsident.
Die Vereinsgeschichte des SV Rapid begann unter anderem Namen bereits 1921 auf dem Gelände der Bahrenfelder Margarinewerke und sie waren schon damals Mitgründer des Sportverband der Geschäftsmannschaften Hamburg (SGH) – weiteres ist hier nachzulesen.
Wir danken unserem Rapid-Ansprechpartner Jürgen Haider für die mehrjährige Zusammenarbeit.
Quellen:
Augsburg, Günter (1999): Der SV Rapid – ein langjähriger Beweis für guten Betriebssport bei Unilever, Sport im Betrieb, S. 28f
DBSV-Chronik (2024): Deutscher Betriebssportverband e. V. (DBSV) 15. Januar 1954 Dortmund, [03.12.2024]: https://bkv-mrw.de/content/70jahredbsv.pdf
European Federation for Company Sport, [03.12.2024]: https://www.efcs.org/about-the-efcs/efcs-history/