
Tennistraining
In vorigen Kapiteln sagte ich, dass wettkampffreie Spieler/innen sich intuitiv und durch Selbststudium alles Notwendige beibringen können, um ein Spielniveau zu erreichen, das ihnen die Freude am Tennis erlebbar werden lässt. Für diese Gruppe ist die Ballmaschine ein gutes Hilfsmittel. Für die fitnessorientierten Spieler/innen kann die Ballmaschine zu einem Suchtmittel werden, denn die Ballmaschine spuckt rund 150 Bälle aus und lässt sich so programmieren, dass Laufen bis zur Erschöpfungsgrenze garantiert werden kann.
Insofern wende ich mich mit den folgenden Überlegungen an die wettkampforientierten Club-Mitglieder - vielleicht mögen die Überlegungen manche wettkampffreie Spieler/in neugierig machen.
Im letzten Kapitel verwies ich darauf, dass es beim Wettkampf nur vordergründig um den Sieg ginge - eigentlich gehe es darum, sein bestes Tennis spielen zu können. Das Bewusstsein darum, alles gegeben zu haben und sein bestes Tennis gespielt zu haben, stelle eine Befriedigung dar, die ähnlich wichtig sei wie ein Sieg.
Sucht bitte die Antwort auf folgende Frage: Gewinne ich lieber mit dem Bewusstsein, schlecht gespielt zu haben, oder verliere ich lieber im Bewusstsein, mein bestes Tennis gespielt zu haben?
Ihr sagt jetzt vermutlich, das ist die falsche Frage.
Aber warum soll ich euch eine Frage stellen, auf die die Antwort klar ist?
Die Antwort auf die Frage gibt euch einen Hinweis für das, was euch am Wettkampf wirklich wichtig ist. Und diese Antwort ist eine Grundlage dafür, ob Ihr als Wettkampfspieler/in langfristig zufrieden sein werdet, oder nicht.
Die Voraussetzung für weittkampforientiertes Spielen ist die Fähigkeit zur Konzentration.
Wer sich nicht für mindestens zwei Stunden auf ein Match konzentrieren kann, braucht gar nicht erst an Wettkampf denken - genau genommen braucht es eine Konzentrationsfähigkeit für vier Stunden.
Die zweite Voraussetzung ist die Fähigkeit, mindestens zwei Stunden über den Platz laufen zu können - und nach zwei Stunden immer noch mit der gleichen Intensität und Ausdauer, wie in den ersten fünf Minuten - genau genommen gilt auch hier die Vier-Stunden-Empfehlung.
Für eine/n Freizeit- und Club-Spielerin/Spieler, die/der an Punktspielen und LK-Turnieren teilnimmt, ist die Vier-Stunden-Empfehlung ein Muss. Da die Netto-Spielzeit in einem Tennis-Match bei rund 25% liegt, sollte das kein Problem sein, denn die vier Stunden verringern sich damit auf eine Stunde konzentrierte Bein- und Schwingarbeit.
Das sind die Voraussetzungen für die Teilnahme an Wettkämpfen.
Für das Gewinnen in Wettkämpfen braucht es noch mentale Stärke.
Eine notwendige Voraussetzung für mentale Stärke ist die Konzentrationsfähigkeit.
Technik, Beinarbeit und das konzentrierte Schauen auf den Drall des Balles kann jeder mit und ohne Trainer lernen.
Alles kein Problem.
Mentale Stärke ist nur im Wettkampf erlernbar.
Sehr hilfreich für das Gewinnen kann ein Plan, eine Taktik sein.
Um eine sinnvolle Taktik zu entwickeln, hilft es, einige Grundfakten über das wettkampforientierte Tennisspiel zu wissen. Die Quelle für solche Fakten können Erfahrungen und Erzählungen von Trainern und Spielkameraden sein. Diese Subjektivität sollte allerdings durch objektive Fakten ergänzt werden, die sich aus statistischen Erhebungen über das eigene Tennisspiel ableiten lassen.
Die wohl wichtigste statistische Größe für die Spielerentwicklung ist die Aggressive Margin.