Hochwasserbassin
Zu Beginn der 1990er-Jahre kamen das Naturschutzamt (Frank Uwe Tidick), die Stadtentwicklungsbehörde (Traute Müller) und die Umweltbehörde (Dr. Fritz Vahrenholt) auf eine Idee. Im Oktober 2025 soll damit begonnen werden, die Idee endlich umzusetzen. Das Projekt "Hochwasserbassin" ist also einerseits ein Teilprojekt eines Hamburger Groß-Projektes und ist andererseits Teilprojekt im städtebaulichen Bundesprojekt "Mitte machen". Für die Tennisanlage bedeutet es, dass vier Tennisplätze verschwinden werden und vermutlich durch Grünflächen ersetzt werden.
Alster-Bille-Elbe Grünzug
In 2022 gab es einen Wettbewerb - er war "als nicht-offener einphasiger freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb mit freiraumplanerisch-städtebaulichem Ideenteil mit anschließendem VgV-Verhandlungsverfahren ausgeschrieben." (Quelle: Auslobung, S. 73) Am 11. Januar 2023 gab es für eingeladene Interessierte aus dem Kreis der Werkstatt-Teilnehmer*innen die Möglichkeit, die eingereichten Entwürfe der Bewerber beim BSV in der Wendenstraße anzuschauen. Wer wollte, konnte auf Kärtchen Kommentare zu einzelnen Entwürfen schreiben; diese sollten dann vom Preisgericht gesichtet und ggf. berücksichtigt werden. Das Preisgericht trat am Tag darauf von 9 bis 18 Uhr in den Räumen der Hamburger Handwerkskammer am Holstenwall zusammen. Es wurden drei Sieger gekürt.
Den ersten Preis gewann das atelier le balto - Atelier für Landschaftsarchitektur. An dieser Stelle sei angemerkt, dass das atelier le balto bereits 2019 für ein Vorprojekt gearbeitet hat. Den zweiten Preis gewann das Team von Bruun & Möllers, und der dritte Preis ging an das Büro TREIBHAUS Landschaftsarchitektur. Die prämierten Entwürfe sowie alle weiteren eingereichten Wettbewerbsentwürfe wurden vom 27. Januar bis 24. Februar 2023 beim Betriebssportverband in der Wendenstraße 120 ausgestellt - sie hingen an den Wänden des Ganges zwischen Tennishallen-Eingang und den Umkleideräumen. Als Akteur des vorausgegangenen Beteiligungsverfahrens hat sich unser Vorstandsvorsitzender erlaubt, ausgewählten Personen von der BUKEA, der Abteilung Stadtgrün des Fachamt Management des öffentlichen Raums sowie des Projektes "Mitte machen" einen Vorschlag mitzuteilen.
Es folgen nun Ausschnitte aus den Siegerentwürfen, die das Gelände der Tennisanlage betreffen (in der Reihenfolge 1., 2. und 3. Sieger):
Dem Wettbewerb vorgelagert war ein öffentliches Beteiligungsverfahren.
Im Januar 2022 hat die Stadt Hamburg die Verfahrensbegleitung an das büro luchterhandt & partner vergeben. Das Beteiligungsverfahren wurde von den Mitarbeiter*innen des Büros im Mai und Juni 2022 durchgeführt. Am 17. Mai war die Auftaktveranstaltung (Doku 1a und 1b), am 2. und 3. Juni folgten die Werkstädten 2 und 3 (Doku 2a und 2b) und am 24. Juni war dann die Abschlussveranstaltung (Doku 3a, 3b und 3c). Das bei den Werkstätten entstandene Umgebungsmodell brachte Folgendes für unseren Bereich hervor:
In der Konzeptbeschreibung steht dazu:
"Im Fokusraum 3 wird ein Teil der momentan vom BSV verwalteten und bespielten Tennisfläche im Zuge der Planung für andere Nutzungen frei. Die Gruppe möchte diese Flächen als Ruhe- und Entspannungsort stärken. In diesem Bereich herrscht ein störendes Geruchsproblem, dass vermutlich von den Sielanlagen von Hamburg Wasser kommt und eine Beseitigung geprüft werden sollte.
Die Ideen der Gruppe sind eine Graffitiwand entlang des Weges zu platzieren, die von beiden Seiten nutzbar ist, Sitzmöglichkeiten in Richtung Kanal zu platzieren („Verwunschene Bank“) und Nischen zum Entspannen zu ermöglichen. Weitläufige Rasenflächen sollen für Sport- und Bewegungsangebote dienen, die relativ frei angeeignet werden könnten. Hier sind auch Angebote wie Slack-Line oder Boule-Spiele denkbar, die beim BSV ausgeliehen werden könnten." (Quelle: Dokumentation Nutzungskonzepte und Prüfaufträge zu den Werkstätten 2, 3 & 4, Seite 14)
In der Konzeptbeschreibung steht dazu:
"Gruppe 4 hat sich mit dem Wegfall zweier Tennisplätze des BSV beschäftigt und möchte die freiwerdende Fläche zur Verbreiterung des Weges zu einem „Boulevard“ nutzen. Hier sollen Orte mit hoher Aufenthaltsqualität und Blickbeziehungen zum Wasser entstehen, sodass Nutzende sich erholen können und den „Kopf frei kriegen“ (z.B. während der Mittagspause). Direkte Zugänge zum Wasser sind aufgrund der Hausboote nicht möglich, aber Rückschnitte der Sträucher und Büsche könnten direkte Blickbeziehungen zum Wasser ermöglichen.
Das Outdoor-Sportangebot des BSV kann durch eine Tischtennisplatte erweitert werden. Momentan gibt es nur eine Tischtennisplatte auf dem Alten Recyclinghof, die sehr hoch frequentiert ist. Auch das Gastronomie-Angebot des Betriebssportcasinos kann in der Planung des Raums mitgedacht werden und als Anlaufstelle dienen. Es sollten aber auch niedrigschwelligere Angebote, beispielweise für Jugendliche in Form eines Kiosks, bedacht werden." (Quelle: Dokumentation Nutzungskonzepte und Prüfaufträge zu den Werkstätten 2, 3 & 4, Seite 17)
In der Konzeptbeschreibung steht dazu:
"Die Gruppe 5 beschäftigt sich mit dem Bunker als prägendes Element des Ortes im Fokusraum. Eine Idee ist, die Topografie des Bunkers (ca. 2 Meter Höhe von Straßenniveau) zu nutzen und außenliegend eine Sitztreppe zu integrieren. Ein Großteil der Fläche muss aufgrund der Sielanlage von Hamburg Wasser versiegelt bleiben und kann als Aufführungs- und Kulturort in Zusammenhang mit der Sitztreppe gedacht werden. Auch eine kleine Skate-Anlage sei aufgrund der bleibenden Versiegelung denkbar, müsse aber mit den Hausbooten zusammengedacht werden (Lärm).
Weil das Ufer an nord-westlicher Ecke relativ flach abfällt, entsteht ein natürlicher Zugang zum Wasser, der bereits jetzt als Erholungsort und Badestelle für Hunde genutzt werde. Dieser soll in seiner Verwunschenheit erhalten bleiben und kann als „malerischer Platz für frisch Verliebte ebenso wie als Ort für „Angler“ zu verschiedenen Situationen und Tageszeiten genutzt werden." (Quelle: Dokumentation Nutzungskonzepte und Prüfaufträge zu den Werkstätten 2, 3 & 4, Seite 20)
Wasserseitig gibt es neben unserer Tennisanlage viele Hausboote. Neben dem südlichen Teil der Tennisanlage gibt es die gleichförmigen Floating Homes. Am nördlichen Ende der Tennisanlage gibt es drei individuelle Hauboote - mit einem Klick auf das folgende Foto gelangt ihr zu einem Spiegel-Artikel, der euch das Innere von zwei der drei Hausboote zeigt:
(Copyright: OpenStreetMap)
Interessanterweise ist für die insgesamt 14 Hausboote im Rahmen einer wasserrechtlichen Sonderregelung lediglich eine auf 30 Jahre begrenzte Nutzung vorgesehen (bis 31.12.2042 bzw. in Teilen bis 31.12.2044). (Quelle: Auslobung, 33)
Abschließend sei auf Sportbauten hingewiesen, die in der Nähe entstehen sollen: zum einen der Sports-Dome, der zwei Jahre später als geplant eröffnen soll (Link zum Architekten und ein Artikel), und zum anderen der seit vier Jahren angedachte Elb-Dome, für den sich erst jetzt eine realisierungsfähige Baufläche beim Huckepackbahnhof Rothenburgsort abzeichnet (bereits in 2013 gab es einen intensiven Workshop zu diesen Standort, als der Elb-Dome noch nicht im Gespräch war für diese Fläche).
Zur Historie des Alster-Bille-Elbe Grünzug
Der Sportpark Hammerbrook ist Teil eines Großprojektes, welches bereits zu Beginn der 1990er Jahre ausgedacht und dann geplant wurde:
Anfang September 1993 drang zunächst als Gerücht zum BSV, was schnell Gewissheit wurde: die Stadtentwicklungsbehörde und die Umweltbehörde entwickelten seit rund zwei Jahren Pläne für einen Park, der die Alster mit der Elbe verbinden sollte. Das Sportgelände sollte in eine Grünzone mit Bäumen und Sträuchern, Fahrrad- und Wanderwegen umgestaltet werden. Im Rahmen dieser Pläne wurde die Verlagerung der BSV-Sportfläche erwogen. Zugleich gab es nach der Wiedervereinigung Deutschlands den Plan, die Bundesbahn-Strecke Hamburg-Berlin auszubauen, was ein zusätzliches Fernbahngleis für den Berlin-Verkehr neben den S-Bahn-Gleisen und damit eine Bahndammerweiterung notwendig machte – das sollte zunächst den Wegfall von fünf Tennisplätzen nach sich ziehen. Es führte schließlich zu einer Verkleinerung der Tennisflächen bei Erhalt aller Tennisplätze - weiteres unter dem Menüpunkt "Deutsche Bahn".
Die damalige 2. Vizepräsidentin der Bürgerschaft und Abgeordnete der GAL, Ulla Bussek, machte sich vor Ort ein Bild und stellte im Oktober 1993 eine detaillierte schriftliche Anfrage an den Senat. Die Antworten waren für den Betriebssportverband allerdings zu ungenau.
Die Sportanlage wurde mit öffentlichem Geld gefördert und es lag ein Pachtvertrag mit Gültigkeit bis 2014 vor. Ein Abriss der Sportanlage und der Bau eines neuen Sportgeländes an einem anderen Standort würde ebenfalls aus öffentlichen Mitteln finanziert werden müssen. Eine Verlagerung der Sportanlage hätte voraussichtlich mindestens zehn Millionen Mark gekostet. Das sieht nach einer schlechten Kosten-Nutzen-Rechnung aus. Insbesondere wo gerade die Umkleide- und Duscheinrichtungen für die Tennishalle erneuert wurden.
Zudem gab es keine geeignete Freifläche in Zentrumsnähe, so dass man an die Stadtgrenze oder ins Umland hätte ausweichen müssen. Das war für den damals 73.388 Mitglieder zählenden Betriebssportverband eine Horror-Nachricht, weil ja gerade die Zentrumsnähe die Attraktivität dieses Standortes ausmachte. So versuchte der damalige Vorsitzende Claus Günther Bauermeister alles, um eine Verlagerung des Standortes zu vermeiden. Behördlicherseits wurde zwar beschwichtigend mitgeteilt, dass ein Alternativ-Standort in City-Nähe liegen würde und die Realisierung des Vorhabens noch Jahre dauern würde, doch wirkte das wenig beruhigend.
Ein übergeordnetes Argument der Behörden war, der Park sei ein Projekt für die Allgemeinheit während der BSV ja lediglich nur eine Interessengruppe vertreten würde. Der BSV seinerseits verwies darauf, dass seine Mitgliederzahl eine sehr große Interessengruppe darstelle und er keinen Widerspruch zu dem Interesse der Allgemeinheit sehe. Die offene Frage war nun, wie ein Kompromiss aussehen könnte. Im weiteren Verlauf der Verhandlungen auf politischer Ebene spielten der Direktor des Sportamtes, Heiner Widderich, der selbst ein tischtennisspielender Betriebssportler war, wie auch Frau Bussek von der GAL, der für den Sport zuständige Innensenator Werner Hackmann und sein Amtsnachfolger Hartmuth Wrocklage eine wichtige Rolle. Schließlich wurde ein Kompromiss gefunden, der den Erhalt der Tennisanlage sicherte.
Das Grünzug-Projekt der Stadt ging in eine erste Wettbewerbsphase, doch ruhte es dann für viele Jahre. Zu Beginn dieses Jahrzehnts wurde es dann wiederbelebt als Hamburgs neue grüne Magistrale. Unsere Sportanlage befindet sich auf einem Teilabschnitt, der als Bereich Hochwasserbassin bezeichnet wird.
„Der Bereich am Hochwasserbassin ist ein wichtiger Baustein für die Entwicklung des Alster-Bille-Elbe Grünzugs. Hier soll ein neuer Park geschaffen und eine Brücke über die Bille gebaut werden; und somit stand dieses Gebiet besonders im Fokus von PARKS.
Hier arbeitete PARKS im ersten Jahr zusammen mit dem Betriebssportverband, Kulturelles Neuland e.V., dem Plattenpresswerk Martin Sukale, dem Atelierhaus Bullerdeich, dem Unternehmensverband IG City Süd, der Stadtreinigung Hamburg, mit Künstlerinnen weiterer Atelierhäuser, der Schule Phorms Campus, Stammgästen der Traditionskneipe Deichklause, der Künstlerinnengruppe ZOLLO, HALLO: Radio, der Wohnunterkunft Friesenstraße, der Caritas und weiteren einzelnen Nachbarinnen."
(Quelle: Reflexionsbericht 2019 der Arge HALLO: Parks und nochmal)
„Ziel ist es, eine tragbare Vision für PARKS zu entwickeln, die sowohl lokal spezifisch als auch auf andere Kontexte übertragbar sind. Im Austausch zwischen Nachbarschaften, Politik und Verwaltung sollen neue Formen der Aushandlung im öffentlichen Raum gefunden werden. Ausgehend von dem Verständnis, dass die Nachbarinnen selbst das beste lokale Wissen mitbringen, soll dieses in die langfristige räumliche Planung nachhaltig Eingang finden."
(Quelle: Projektbeschreibung)
Am 30. Oktober 2021 gab es erneut einen Reflexionsworkshop.
Der Bereich, der beplant wird, ist auf folgender Grafik rot umrandet (Betrachtungsraum) und grün schraffiert (zu bearbeitende Flächen):
In der Projektbeschreibung lesen wir:
"Mit dem Projekt soll entlang des Hochwasserbassins zwischen dem Berliner Bogen und dem Bullderdeich eine durchgehende grüne Wegeverbindung entstehen, die für Rad- und Fußverkehr sowie zur sportlichen Betätigung ausgerichtet ist. Auch sollen Zugänge zum Wasser geschaffen werden, die bisher kaum vorhanden sind. Der Park am Hochwasserbassin soll dadurch als Grünanlage sichtbarer werden und ein attraktiver Freizeit- und Erholungsort für die Menschen entstehen, die in Hammerbrook wohnen, arbeiten oder in der Freizeit engagiert sind. Um die Bedarfe der zahlreichen unterschiedlichen Akteure vor Ort zu berücksichtigen, wird in 2022 ein Beteiligungsverfahren stattfinden. Um gute Ideen für die Gestaltung der Flächen entlang des Hochwasserbassins zu erhalten wird in 2022 ein freiraumplanerischer Wettbewerb durchgeführt."
An anderer Stelle (Seite 67) ist zu lesen:
"Die Zugänglichkeit und Erlebbarkeit des Wassers ist heute im Verlauf des Hochwasserbassins nur an wenigen Stellen möglich. Das größte Potential für die Zugänglichkeit der Ufer besteht im südlichen Teilabschnitt zwischen Bullerdeich und Bille sowie an den Uferabschnitten am Mittel- und Süderkanal. Ziel des Projekts ist, das vorhandene vereinsgebundene Angebot durch weitere sportive Nutzungsangebote für die Bewegung und den informellen Sport im öffentlichen Raum zu ergänzen. Der vorhandene durchgängige Weg entlang der Sportanlagen soll als verbindende grüne Promenade und Aufenthaltsraum qualifiziert werden und neue öffentliche Nutzungsangebote für Sport und Bewegung aufnehmen und wo möglich Zugänge zum Wasser für weitere wasserbezogene sportive Nutzungen schaffen. Die Umgestaltung der Sportflächen ist nicht im Antrag enthalten, die Vereine sollen jedoch bei der Anleitung der Nutzungsangebote eingebunden werden." (eigene Hervorhebung)
Unsere Fläche ist zusätzlich Teil des Bebauungsplan Hammerbrook 9:
Dazu wird gesagt:
"Der überörtliche Grünzug wird entsprechend seiner Funktion als öffentliche Grünfläche festgesetzt. Der Masterplan sieht auf diesen Flächen neben einem Boulevard entlang des Hochwasserbassins einen Künstlercampus, einen Biotophain, eine Spielwiese mit einer Skateboardanlage und unterschiedlich begrünte Freiflächen vor. Die vorhandenen Sportanlagen des Betriebssportverbandes (Tennisplätze, Fußballplatz und Sporthalle mit Restaurationsbetrieb) werden teilweise umstrukturiert und im Bebauungsplan als Flächen für Sport- und Spielanlagen ausgewiesen." (Quelle)
Ergänzende Informationen findet ihr, wenn ihr oben links auf den Menüpunkt "Hammerbrook" klickt.
Auf unserem Teilabschnitt sollte die Realisierung des Grünzug-Projektes laut Senatsmitteilung vom 04.02.2020 im Jahr 2023 starten. Im Dezember 2020 teilte das Bezirksamt Mitte allerdings das Jahr 2024 als Starttermin mit. Dieser Termin wurde auf der Sitzung des Ausschusses für Sozialraummanagement am 09.12.21 bestätigt. Für dieses Projekt "Sport und Bewegungsraum im Park am Hochwasserbassin" stehen Bundes- und Landesmittel in Höhe von insgesamt 7 Mio. Euro zur Verfügung (nur fünf Monate zuvor waren es noch 5,8 Mio. Euro).